Der European Sustainability Reporting Standard (ESRS) E5 legt den Fokus auf die Offenlegungspflichten von Unternehmen in Bezug auf Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft. Ziel ist es, Transparenz über den Ressourcenverbrauch zu schaffen und den Übergang von linearen zu zirkulären Systemen zu fördern, in denen  Materialien und Produkte mehrfach genutzt und Abfälle minimiert werden. Dies umfasst die Darstellung von Materialflüssen, einschließlich des Einsatzes von recycelten oder wiederverwendeten Materialien, sowie Maßnahmen zur Verlängerung der Produktlebensdauer und zur Abfallvermeidung. Darüber hinaus fordert der Standard die Offenlegung von Risiken und Chancen, die sich aus der Ressourcennutzung und der Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsstrategien ergeben.

1. Management der Auswirkungen, Risiken und Chancen

ESRS E5 fordert Unternehmen auf, ihr Vorgehen  zur Identifizierung und Bewertung der wesentlichen  Auswirkungen, Risiken und Chancen im Zusammenhang mit ihrer Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft und insbesondere in Verbindung mit Ressourcenzuflüssen, Ressourcenabflüssen und Abfällen zu  beschreiben. Dies beinhaltet die Analyse der gesamten Wertschöpfungskette, um Bereiche mit hohem Ressourcenverbrauch oder Abfallaufkommen zu identifizieren.  Darauf aufbauend erfordert ESRS E5 die Beschreibung der Konzepte, die sich das berichtspflichtige Unternehmen in Hinblick auf das Management seiner wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen gesetzt hat. In dem Zuge geht das Unternehmen auch darauf ein, inwiefern die Konzepte sich auf die Abkehr der Nutzung von Primärrohstoffen und die Nutzung erneuerbarer Ressourcen bezieht. Anschließend erfolgt die Berichterstattung über Maßnahmen, die das Unternehmen umsetzt, um seine Konzepte und Ziele im Zusammenhang mit Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen.

2. Kennzahlen und Ziele

Unternehmen sollen spezifische, messbare Ziele in Bezug auf Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft festlegen und regelmäßig über deren Fortschritt berichten. Es handelt sich hierbei um die Ziele, die sich das berichtende Unternehmen zur Unterstützung der Umsetzung seiner Konzepte sowie zum Umgang mit wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen gesetzt hat.  Das Unternehmen muss spezifizieren, inwiefern sich die Ziele auf kreislauforientiertes Produktdesign, Materialnutzungsrate, die Minimierung von Primärrohstoffen, die Nutzung von erneuerbaren Ressourcen sowie Abfallbewirtschaftung beziehen. Darüber hinaus müssen Unternehmen Kennzahlen berichten. Zum einen beziehen diese sich auf Ressourcenzuflüsse. Hierbei handelt es sich um Materialien, Ressourcen und Rohstoffe, die das berichtende Unternehmen für die Herstellung seiner Produkte und im Rahmen seiner Dienstleistungen bezieht. Die Kennzahlen adressieren unter anderem den Anteil der genutzten biologischer Materialien und das Gewicht der wiederverwendeten oder recycelten sekundären Komponenten, Produkte und Materialien.  Zum anderen beziehen sich die Kennzahlen auf Informationen zu Ressourcenabflüssen im Zusammenhang mit wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen. Hierbei geht es um Materialien und Abfälle, die ein Unternehmen an die Umwelt abgibt. Abschließend geben Unternehmen in diesem Abschnitt noch eine Beschreibung der Produkte und Materialien an, die nach kreislauforientierten Grundsätzen konzipiert sind und gibt Kennzahlen zu Abfällen an wie zum Beispiel die Gesamtmenge des Abfallaufkommens und die Gesamtmenge des Abfalls das für Wiederverwendung und Recycling vorgesehen ist. Die Offenlegung dieser Kennzahlen und Informationen  ermöglicht es den Stakeholdern, die Effektivität der Maßnahmen zu bewerten und den Fortschritt hin zu einer nachhaltigeren Ressourcennutzung nachzuvollziehen.

3. Herausforderungen

Die Umsetzung von ESRS E5 stellt Unternehmen vor verschiedene Herausforderungen. Die detaillierte Erfassung von Daten über Materialflüsse und Abfallströme entlang komplexer Lieferketten erfordert erhebliche Anstrengungen und möglicherweise den Einsatz neuer Datenbeschaffungs- und Analysetechnologien. Zudem kann die Umstellung auf ein zirkuläres Geschäftsmodell über die reine Berichterstattung von ESRS E5 hinaus hohe initiale Investitionen und kostspielige organisatorische Veränderungen notwendig machen.

4. Chancen

Trotz Herausforderungen bietet die Berichterstattung nach  ESRS E5 sowie darüber hinaus die Implementierung von Konzepten, Maßnahmen, Zielen und Kennzahlen im Zusammenhang mit Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft auch  erhebliche Chancen. Durch die Einführung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien können Unternehmen ihre  Materialeffizienz steigern, Abfälle reduzieren und somit Kosten senken. Zudem können Unternehmen durch die Entwicklung ressourcenschonender Produkte und Dienstleistungen neue Einnahmequellen und neue, nachhaltigkeitsbewusste Kundenkreise erschließen. Ein vorausschauender Ansatz in Bezug auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit kann zudem das Unternehmensimage stärken und die Beziehungen zu Kunden und Investoren verbessern.

Fazit

ESRS E5 fordert Unternehmen dazu auf, ihre Ressourcennutzung transparent darzulegen und ermutigt Unternehmen damit auch, die  Implementierung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien aktiv voranzutreiben. Die Vorbereitung der Berichterstattung und die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien ist  anspruchsvoll. Jedoch bietet eine nachhaltige Ressourcennutzung und die Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle langfristig Vorteile für Unternehmen, die Umwelt und die Gesellschaft insgesamt.
 

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